Felix Wilde, Leiter der Schule für Eurythmische Heilkunst, Pforzheim ist am Samstag, den 7.8.2010 verstorben.

„Hingestorben und im dunklen Lichte atmend, fügst du Stern um Sterne stumm zusammen-„

(aus „Ohne dich mit dir“ Gedichte von Günther Arnulf )

In tiefer Dankbarkeit und Verbundenheit - Diana-Maria Sagvosdkina

Felix Wilde * 25. Februar 1937 in Stettin
+ 7.8.2010 in Klosters, Schweiz



Felix Wilde * 25. Februar 1937 in Stettin
+ 7.8.2010 in Klosters, Schweiz

Felix Wilde war der Leiter der Schule für Eurythmische Heilkunst in Pforzheim.
Diese bestand 1985 bis 2010, 25 Jahren. Für Felix Wilde war wesentlich dass die Ausbildung für eurythmischer Heilkunst im Eurythmiebau stattfand. Der Bau wurde von ihm aufgrund einer Skizze von Rudolf Steiner errichtet und zu Michaeli 1985 eröffnet. Der Baugedanke und die damit verbundenen Bestrebungen führten ihn dazu, dem Eurythmiebau den Namen Archēum zu geben, wozu durch seinen Tode nicht mehr kam. Auch wollte er ab 2011 zusätzlich zu der Vollzeit eine berufsbegleitende Heileurythmieausbildung und eine Eurythmieausbildung beginnen. Die Tonheileurythmie sollte erweitert werden mit der Arbeit mit Klangschalen, sein Bruder Klaus Wilde, der Arzt war, hatte Jahrzehnte geforscht gehabt wie Frequenzen auf den Mensch heilend wirkend können.
Die letzten Monate vor seinem Tode gab ich Felix Wilde auf seinen Wunsch hin vielen Klangschalen Massagen, die ihm halfen die Schmerzen besser zu ertragen und dass er wieder schlafen konnte.
Des Weiteren sollte eine Inklusionsarbeit mit Behinderten stattfinden, bei der diese zu künstlerischen Assistenten ausgebildet werden sollten. Ein Therapeutikum gab es schon immer parallel zu der Ausbildung, dieses sollte mit weiteren Mitarbeitern erweitert werden.
Lila Valle hatte lange Jahre mit Felix Wilde zusammen gearbeitet, 2009 hatte er Diana-Maria Sagvosdkina und Helge Phillip als Heileurythmisten in sein Kollegium dazu geholt und wollte die Arbeit im Eurythmiebau sehr ausweiten.
Es sollte das Zeitgeist-Forum für Kunst und Kultur entstehen um künstlerisch in einen Austausch zu kommen.
Leider wurde durch seinen zu frühen Tod aus diesen Vorhaben nichts mehr. Er war in einer Aufbrauchstimmung und sagte immer, „jetzt beginnt alles neu und wir werden die Welt aus den Angeln heben…“ leider war das Neue dann, dass er den Erdenplan verlies. Es war sein Anliegen gewesen, das wir ohne ihn dies Alles weiterführen sollten, leider waren die Umstände und der weitere Umkreis so, dass dies nicht möglich war. Somit ist ein Lebenswerk in einen Pralaya Zustand gesunken, es lebt in den von ihm in 25 Jahren ausgebildeten Heileurythmisten weiter. Er wollte am Lebensende auch ein Buch über seine Heileurythmischen Forschungen schreiben, ich hoffe, dass ich diese irgendwann in einem kleinen Büchlein herausgeben kann, denn auch dies wurde durch seinen Tod unterbrochen. Er starb am 7. August 2010 in Klosters in der Schweiz.
Er wurde am 25.Februar 1937, an Steiners Geburtstag geboren, was er immer betonte, wenn man seinen Geburtstag feiern wollte. Dieses Horoskop, wenn man die Planeten seiner Geburt nimmt, wie sie im Tierkreis standen, und dies aus den zwölf Stimmungen von Rudolf Steiner nimmt ergibt diesen Spruch (über den er sich sehr freute, als wir ihm diesen 2009 zum Geburtstag schenkten)

Im Verlorenen finde sich Verlust,
Erfasse das Werdewesen
In Tiefen sich selber Grenzen:
Im Werden verharret Wirken,
Erstarke die Weltenwesenwacht
Durch Sein zu dem Werden verwoben,
O Seele, erkenne die Wesen!

Leider kann ich sein Leben nur der Spur nach beschreiben, und möchte dies nach 12 Jahren seines Todes tun, da kein Nachruf von ihm bisher im Sektionsrundbrief aus Dornach erschienen ist und auf der Website des Eurythmiebaues er mit keinem Wort erwähnt wird, wobei ohne ihn dieser Bau so nicht da stehe würde. Erfreulicherweise gab es in der deutschen zeitschrift „Auftakt“ einen Nachruf von Johannes Freimut Starke, der mit ihm zusammen Eurythmie studiert hatte.
Felix Gustav Traugott Wilhelm Benedikt Wilde wurde am 25. Februar 1937, an einem Donnerstag in Stettin an der Ostsee als erster des Zwillingpaares geboren. Er entstammte dem Familiensitz Gut Lehnhaus, Kreis Löwenberg in Schlesien. Er war in der Mitte von sechs Geschwistern. Die Schule besuchte er im westfälischen Bünde. Mit 16 Jahren verbrachte er einen Schüleraustausch in Kansas/USA. Von diesem Aufenthalt erzählte er immer wieder gerne Anekdoten.
Er studierte Jura in Bonn bis zum ersten Staatsexamen.
Im Frühjahr 1963 ging er nach Berlin um bei Helene Reisinger Eurythmie zu studieren. Bei Bühnenprogrammen in denen er auch nach der Ausbildung mitwirkte, verkörperte er ihm entsprechende Rollen in Franz Kafkas „Vor Gericht“, Ernst Barlachs Drama „Der Graf von Ratzeburg“ oder auch Robert Hamerlings “Homunkulus“.
Von Ostern 1967 bis Ende 1968 unterrichtete er an der Hyberniaschule in Wanne-Eikel im Ruhrgebiet.
Am 1.1.1969 gegann seine Mitarbeit im Eurythmie-Ensemble des Goetheanum auf Einladung von Marie Savitch. Er wirkte z.B. als Pauker in Orchesterwerken und im Faust mit. Er studierte Franz Schuberts Streichquartettsatz „Der Tod und das Mädchen“ ein. Er hatte zu Beginn dieser Zeit ein Gespräch mit Dr. Margarethe Bockholt, die Leiterin der medizinischen Sektion in Dornach war, was richtungsweisend für die Zukunft wurde.
Genau in seiner Lebensmitte 1973 begründete er in Pforzheim eine neue Existenz und eine Familie.
Kursweise besuchte er die Heileurythmieausbildung bei Daffi Niederhäuser de Jaager in Dornach, 1975 schloß er mit dem Diplom ab.
Einige Jahre trug er den Plan eines Eurythmiebaues in sich, basierend auf der Skizze Rudolfs Steiners.
Bei der Realisierung wurde er großzügig von seinen Geschwistern und Freunden unterstützt, eine Ärztin schenkte ihm das Gelände für den Bauplatz dazu.
Er legte beim Bau oft selber Hand an, bis zu der Grenze seiner Kräfte und verletzte sich dabei auch.
1981 konnte das Richtfest stattfinden, zu Michaeli 1985 wurde die Einweihung gefeiert und zugleich wurde die „Schule für Eurythmische Heilkunst“ eröffnet. Über die erfolgreichen Ausbildungsgänge berichtete er nach 8 Jahren in der Zeitschrift „Auftakt“ (Ostern 1993).
Er hatte aus zwei Ehen 10 Kinder (33-11- Jahre zum Zeitpunkt seines Todes). Mit seinen Kindern war er innig verbunden und die letzten Tage vor seinem Tode verbrachte er mit ihnen in Klosters in der Schweiz, wo sie schon öfter zusammen gewesen waren, was für ich ein schöner Abschied war. Er hatte Darmkrebs gehabt, der so weit fortgeschritten war, dass man ihn nicht mehr operieren konnte und er nur noch wenige Monate lebte von der Diagnose bis zu Tod.
Noch einige Monate vor seinem Tode erlitt sein Zwillingsbruder Klaus Wilde, einen Schlaganfall. Er behandelte ihn heileurythmisch, dadurch wurde das Verhältnis der beiden immer enger, das zeitlebens im Wechsel zwischen Verbundenheit und Auseinandersetzung gewesen war.
Felix Wilde lebte vollkommen für die Anthroposophie und die Eurythmie und Heileurythmie, dies war sein Lebensimpuls. Er hatte Jahrzehnte immer mit seinen Studenten der Heileurythmiekurs gelesen, er kannte ihn in und auswendig, dennoch hat er nie doziert was er schon immer wusste, er las immer wieder neu, wenn ein Student eine Bemerkung macht, hörte er aufmerksam zu und sagte dann u.U. „so hätte er das noch nie gesehen, er würde jetzt sofort nach Hause gehen und alles unter diesem Gesichtspunkt neu durcharbeiten. Auch unterschied er wenn er unterrichtete immer zwischen Dinge, bei denen er sicher war, weil er Jahrzehnte sie geprüft hatte, Dinge wo er unsicher war (!) und solchen, wo er sagte, dass er es einfach noch nicht wüsste. Ich habe nie solche einen Anthroposophen erlebt, der wirklich immer wieder neu alles entwickelte. In seinen Fortbildungskursen sagte er oft, „ja er wüsste dass er dies vor Jahren so veranlangt hätte, jetzt solle man es doch mal neu und anders versuchen…“
Wir waren uns einig, dass eine Inkarnation nicht ausreicht um die Eurythmie auszuloten, um ihr gerecht zu werden, wir sahen beide nur die Möglichkeit in weiteren Leben daran zu arbeiten… Jetzt arbeitet er von der anderen Seite mit, Rudolf Steiner betont immer wieder dass wir unsere Wahrnehmung steigern müssten um zu bemerkten, dass die sogenannten Toten mitarbeiten, ja sogar die Impulse in uns senken. In dem Sinne möchte ich meinen Nachruf in tiefer Dankbarkeit beenden.

www.eurythmiebau.de





Diese Rezension hat Felix Wilde noch kurz vor seinem Tode geschrieben:
Das Erscheinen der historischen Studie von Lasse Wennerschou

Auftakt 2, 2010, Nachruf Felix Wilde



Auftakt 1993 Ostern, Bericht von Felix Wilde